

Z E I T U N G F Ü R E R N E U E R B A R E E N E R G I E N
energieweb.at|
www.weka-fachmedien.atPhotovoltaik
report
Ausgabe 2016
Die Perspektive des Sonnenstroms
D
ie Entwicklung der Photovoltaik in den
letzten zehn Jahren war atemberaubend.
Allein zwischen 2008 und 2015 sind die
Preise um 68 % gefallen. Nur Pioniere und Visi-
onäre träumten von einer breiten Durchsetzung
der Sonnenstromproduktion. Die E-Wirtschaft
belächelte das Nischenprodukt, das vielleicht
in hundert Jahren eine Rolle spielen könnte.
Heute kann man ruhigen Gewissens sagen: Son-
nenstrom wird in der Zukunft eine zunehmend
wichtige Bedeutung haben. Als überzeugter Pho-
tovoltaiker kann man das leicht behaupten. Da-
her soll man andere zu Wort kommen lassen. Der
Präsident des Dachverbandes der E-Wirtschaft
(Österreichs Energie), Verbund-Vorstandsvor-
sitzender Wolfgang Anzengruber, will generell
den Stromanteil am Gesamtenergiesystem bis
2030 von derzeit 20 auf 33 % steigern. Ein star-
kes Stück Energiewende! Woher den Mehrver-
brauch von ca. 20 Terrawattstunden Strom neh-
men? Zwischen 6 bis 8 Gigawattpeak (also 6 bis
8 Terrawattstunden) aus Photovoltaik, meint die
österreichische E-Wirtschaft. Gut, der Bundes-
verband Photovoltaic Aus-
tria (PVA) will die doppelte
Ausbaumenge, aber so
knapp waren wir noch nie
beisammen. Das Bundes-
ministerium für Verkehr,
Innovation und Techno-
logie (BMVIT) kommt in
einer PV-Roadmap bis
2030 auf 9,7 GWp und
das Bundesumweltamt im
gleichen Zeitraum auf 15
GWp. Damit deckt es sich
auch mit der Prognose
vom PVA.
Was sind die Perspektiven
für eine solche optimisti-
sche Entwicklung? Was ist der größte Trumpf
der Photovoltaik? Sie verfügt annähernd über
eine unendliche Menge an kostenloser Primär-
energie. Sie ist dezentral verfügbar und am bes-
ten Weg gegenüber zuge-
kaufter Energie konkur-
renzfähig zu sein. Unter
guten Bedingungen ist sie
es schon heute. Und zwar
dann, wenn ein möglichst
hoher Anteil des erzeug-
ten Stroms eigenständig
genutzt wird. Daher ge-
hen alle Bestrebungen
in den Ausbau der Eigen-
stromnutzung, selbstver-
ständlich in Kombination
mit der Vorratshaltung,
sprich Speicherung von
elektrischem Strom. Die
Speichertechnik ist derzeit
weltweit ein prioritäres Forschungsthema und
macht auch entsprechende Fortschritte.
Die neuen Nutzungsfelder des Stroms werden
in Zukunft die Mobilität und die intelligente
Raumwärme sein, kombiniert mit modernen
Energietechniken, wie Wärmepumpe und Infra-
rotwärme. Die Eigenstromerzeugung und -nut-
zung verlockt auch zur Optimierung des ge-
samten Gebäudemanagements bis hin zur inte-
grierten Stromtankstelle. Hier muss und wird es
einen Schulterschluss mit weitsichtigen Inno-
vatoren in der IT-Branche geben. Das Ziel des
Gewerbes muss sein, nicht nur Module zu ver-
kaufen und zu installieren, sondern Gesamtlö-
sungen anzubieten, die vom optimalen Strom-
management im Gebäudesektor bis hin zur Ver-
mittlung der geeigneten E-Mobilität (inklusive
Leasing und Versicherung usw.) gehen. Sicher-
lich heute noch Utopie und behindert von Bü-
rokratie und einer längst überlebten Gewerbe-
ordnung. Aber man wird doch wohl noch vo
rausdenken dürfen.
Dr. Hans Kronberger
Dr. Hans Kronberger,
Bundesverband Photovoltaic Austria
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